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Die Werke Roths einer bestimmten Richtung oder Gruppierung der zeitgenössischen Literatur zuzuordnen, fällt schwer. Am ehesten noch verbindet man ihn mit der Richtung der Neuen Sachlichkeit, und diese Zuordnung mag vor allem für seine frühen Romane auch zutreffend sein. So trägt Flucht ohne Ende nicht nur den Untertitel Ein Bericht, im Vorwort versichert der Autor auch: Ich habe nichts erfunden, nichts komponiert. Es handelt sich nicht mehr darum, zu „dichten“. Das wichtigste ist das Beobachtete.
Allerdings ist es auch Roth, der in Schluß mit der „Neuen Sachlichkeit“[21] der Richtung eine Absage erteilt. Er kritisiert von einem journalistischen Standpunkt aus die Ungeformtheit einer Literatur, die sich auf „nackte Tatsachen“ beschränken will, indem er der Zeugenaussage den (geformten) Bericht gegenüberstellt:
Das Faktum und das Detail sind der Inhalt der Zeugenaussage. Sie sind das Rohmaterial des Berichts. Das Ereignis „wiederzugeben“, vermag erst der geformte, also künstlerische Ausdruck, in dem das Rohmaterial enthalten ist wie Erz im Stahl, wie Quecksilber im Spiegel.[22]
Und er wirft der Neuen Sachlichkeit vor, dass sie die Haltung des naiven Lesers sich zu eigen macht:
Der primitive Leser will entweder ganz in der Wirklichkeit bleiben oder ganz aus ihr fliehen.[23]
Daher seine Vorliebe für das angeblich Authentische des ungeformten Augenzeugenberichts. Roth als Journalist kennt die Arbeit, die aus Einzelaussagen einen Bericht formt – und als Dichter weiß er:
… erst das „Kunstwerk“ ist „echt wie das Leben“.[24]
Geradezu programmatisch für sein Werk ist der Satz:
Der Erzähler ist ein Beobachter und ein Sachverständiger. Sein Werk ist niemals von der Realität gelöst, sondern in Wahrheit (durch das Mittel der Sprache) umgewandelte Realität.[25]
Roth vertritt hier auch die Position des journalistischen „Handwerkers“. Roth war seinen Zeitgenossen in erster Linie als Journalist bekannt und journalistische Arbeiten machen gut die Hälfte seines Werkes aus. Roths Zugehörigkeit zur Neuen Sachlichkeit – die ja eine Gegenbewegung zu dem die Literatur der Weimarer Zeit prägenden Expressionismus war – leitet sich vielleicht eben auch davon ab, dass Roth kein Expressionist war. Am Sprachexperiment „Expressionismus“ nimmt Roth nicht teil, sondern bleibt in seinen (meisterlich verwendeten) sprachlichen Mitteln konservativ.
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